Die Goldenen Zeiten sind vorbei!

Während sich die Deutschen, zumindest die im Westen, seit dem Wirtschaftswunder in den 1950ern Jahren bis ins neue Jahrtausend rein einem hohen Lebensstandard erfreuen konnten, hatten die Osteuropäer nicht mal mehr als 10 Jahre Zeit, ihr kleines Wunder zu erleben. 2008 war es auch schon vorbei. Erst einmal für alle. Und dennoch: Das Ost-West Gefälle in Europa wird gerade in diesen Zeiten noch einmal deutlich.

Die aktuelle globale Wirtschaftskrise trifft vor allem die mittel- und osteuropäischen Staaten am heftigsten. Die Prognosen – eine steile Talfahrt! Experten prognostizieren, dass es ungefähr 3 Jahre dauern wird bis die USA und die „West“-EU die Krise überwunden haben. Dagegen werden Länder wie Bulgarien, Rumänien, Lettland und Co. mindestens 5 Jahre brauchen, um wieder auf das gleiche Niveau zu kommen, wie vor der Krise. Die Exporte dieser Länder sind durch die mangelnde Nachfrage im EU-Raum stark gesunken, die in den vergangenen Jahren angehäuften „virtuellen“ Überschüsse verbrennen schneller als gedacht, das Sozialsystem ist bei weitem nicht so stabil wie in den anderen westeuropäischen Ländern und die Staatschefs können nicht so flexibel reagieren wie die Kabinette von Merkel oder Sarkozy. Schon 2008 gab es einen Fall des BIP in Osteuropa von 6.6 auf 5.5 Prozent. Die hohe Inflationsrate hat mittlerweile fast alle neuen EU-Länder erfasst. In Bulgarien liegen die Preise für Lebensmittel bei einem Durchschnittslohn von 300 Euro gleich wie in Deutschland. Ungarn und Lettland waren die ersten, die die Hilfe des IWF in 2008 ersuchten. Serbien folgte unmittelbar danach. Im März dieses Jahres hat auch Rumänien einen Kredit von 12 Milliarden Euro bekommen, nachdem die nationale Währung innerhalb eines Jahres 20% ihres Wertes verlor.

Trotz dieser eindeutigen Fakten und Zahlen, hatten es viele Regierungschefs und Politiker schwer, das Wort „Krise“ in den Mund zu nehmen und behaupteten vehement bis vor kurzem, dass die globale Rezession nicht ihre Länder betreffen wird und wenn es dennoch im unwahrscheinlichen Fall dazu kommen sollte, sind sie gut gewappnet (siehe Antikrisen-Plan des bulgarischen Ministerpräsidenten Sergej Stanishev). Ein halbes Jahr später ist jedem klar, auch den Politikern, dass eine schwierige Zeit bevorsteht. World Bank, Oxford Analytica, BalkanInsight.com prophezeien in ihren Berichten keine guten Aussichten für Mittel- und Südosteuropa. Ob Krise, Rezession, Konjunkturabschwung, Stagnation, global oder lokal – wie auch immer die jetzige Situation definiert wird, die Tatsachen liegen auf der Hand: Arbeitslosigkeit, Exportrückgang, Konkurs des Bankwesens, Insolvenz wichtiger Unternehmen etc.

Die andauernde Instabilität ist ein schwieriger Test für Politik und Wirtschaft und gleichzeitig eine tickende soziale Zeitbombe. Schon seit letztem Jahr werden Massenproteste in Ländern wie Bulgarien verzeichnet. Welche Züge die Unzufriedenheit und Ärger der Menschen nehmen werden, werden die Ergebnisse aus den vielen Wahlen in diesem Jahr zeigen. Der politische Kalender der südosteuropäischen Staaten ist nämlich voll mit Präsidentschafts- und Parlamentswahlen im 2009/10.

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