Dass sich Kosovo, das gerade mal vor 4 Jahren seine Unabhängigkeit erklärt hat, im Aufbau befindet, das wusste ich schon. Vor allem politisch, dachte ich. Falsch. Politisch passiert hier rein gar nichts, bzw. nichts Sinnvolles. Aber dafür werden in ganz Prishtina Straßen gebaut, öffentliche Plätze erweitert, neue Wohnkomplexe errichtet, alte renoviert, kanalisiert etc. Ich habe darüber am Tag nach meiner Ankunft getwittert
und Fotos versprochen – aber ich denke, das spricht „lauter“ für sich:
Und jetzt stellt euch einmal vor, ihr würdet im Parlamentsgebäude arbeiten – dann habt ihr diesen Sound den ganzen Tag, denn der Ort der Aufnahme ist der Haupteingang des Parlaments. Der Platz vor dem Gebäude sei eigentlich so gut wie fertig gewesen, hat mir eine Bekannte gesagt. Aber vor einigen Monaten sei dieser einigen wohl zu klein geworden. Jetzt wollten sie alles wieder neu machen. Ich denke, Prishtina hat andere Probleme zu lösen, als groß, größer und am größten zu bauen. Den eigentlichen Grund kann man nur vermuten – gerade im Chaos junger Demokratien lässt sich gutes Geld verdienen.
Ein Witz, den mir ein Taxi-Fahrer erzählt hat und die oben angedeuteten Umstände verdeutlicht:
Selbstverständlich wollen die Politiker hier lernen, wie sie am besten ihr Land führen sollen. Also ist der Ministerpräsident, Hashim Thaci, nach Weißrussland gegangen. Eines Abends stand er mit Lukaschenko auf einem Balkon:
„Siehst Du diese Autobahn, Thaci“, fragt Lukaschenko. „Ja.“ „Du baust 5 km und das Geld für die anderen 5 km steckst du in die Tasche, dann noch mal 5 km Asphalt und 5 km in deine Tasche.“
Thaci ist ins Kosovo zurückgekehrt und hat ein Jahr später Lukaschenko eingeladen:
„Lukaschenko, siehst du die Autobahn“, fragt Thaci. „Nein, welche Autobahn? Ich sehe gar nichts.“ „Tja, weil alle Kilometer in der Tasche stecken.“
Nehmt den Witz nicht zu ernst, wieso er ausgerechnet nach Weißrussland gereist ist, hab ich auch nicht verstanden, auch meine Freundin aus Minsk nicht. Aber die Wahrheit kann nicht ganz so weit entfernt sein 🙂