Ach, mein geliebter Balkan, wie sehr ich dich verachte. Wegen dir musste ich viele sinnlose Stunden in schmutzigen Bussen verbringen, dort in der heißen und stickigen Luft baden, an Grenzkontrollen warten und den schlechten Musikgeschmack der Busfahrer ertragen. Wieso?

Ich bin von Köln aus nach Prishtina geflogen. Am Flughafen dort habe ich den Stempel „Republik Kosovo“ in meinen ohnehin balkanisierten Pass bekommen. Mein Plan war, ein paar Tage in Prishtina zu bleiben und von dort direkt nach Belgrad zu einer Konferenz zu fahren. Mit dem direkten Bus wären das 4-5 Stunden gewesen, es sind ja nur 370 km. Aber wenn ich so gefahren wäre, hätte ich von Belgrad nicht ausreisen dürfen. Der Grund ist, dass Serbien Kosovo nicht anerkennt und ich bei meiner Abreise aus Belgrad keinen serbischen Einreisestempel hätte (sondern nur meinen kosovarischen Einreisestempel). Der Direkt-Bus passiert keine Grenzkontrollen, also ist es für die serbischen Beamten so als ob ich nie nach Serbien eingereist wäre.

Also musste ich erstmal aus Kosovo raus, um dann in Serbien aus einem anderen Land einzureisen. Die einzige sinnvolle Möglichkeit – über Skopje (Mazedonien). Also hab ich den ersten Bus um 5 Uhr morgens nach Skopje genommen, um von dort um 9:30 nach Belgrad weiterzufahren.

Die Konferenz in Belgrad ist super gelaufen. Nach vier sehr intensiven Tagen wollte ich dann nach Wien zu meinen Eltern fliegen. Mit dem Pass und dem serbischen Einreisestempel in der Hand bin ich zum Belgrader Flughafen gefahren. Als der Polizist den Stempel gefunden hat, schien er zufrieden zu sein. Dann blätterte er aber weiter und sah meine zwei Stempel „Republik Kosovo“, die ich bei der Ein- und Ausreise bekommen habe. Er guckte mich an und sagte, er müsse diese vernichten und überstempelte sie mit „ponisteno“ (annulliert).