balkan perspectives

Über das Leben in einer Region der Gegensätze

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Gefühlsausbruch

bulgarien-2004-121

Je öfter und je länger man auf dem Balkan ist, desto schwerer fallen einem die Abschiede. Da dieses Blog aber nicht für viele Gefühle gedacht ist, mache ich diesen auf einem Portal Luft, das eine Kollegin aus Republika Srpska vor wenigen Wochen ins Leben gerufen hat. Wenn ihr also „serbisch-kroatisch-bosnisch-montenegrinisch“ sprecht und die Gefühlsausbrüche von fünf Journalistinnen, die sonst Tag für Tag über harte Fakten berichten, ertragen könnt, klickt hierUnd meinen ersten Beitrag „TAMO GDJE ŽIVI DUŠA“ könnt ihr da auch lesen.

Hasssprache? Is‘ schon OK!

Freispruch für einen Kriegstreiber, der mit seinen hasserfüllten Parolen gegen Kroaten und Muslime und seinem Plan von einem Großserbien die Geschichte und die Geschehnisse auf dem Balkan der 90er Jahre maßgeblich geprägt hat. Und in gewisser Weise immer noch tut – mit seinen öffentlichkeitswirksamen Auftritten, bei denen sämtliche Flaggen brennen – egal ob kroatische, europäische oder die der NATO. Experten prophezeien ihm bei den Wahlen in Serbien am 24. April Gewinne mit zweistelligen Prozenten. Seine Partei heißt: Serbische Radikale Partei. Und er ist Vojislav Šešelj.

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„Now or never“

Offroad Foto: Rayna Breuer

Offroad Foto: Rayna Breuer


Serbien, Belgrad. Donnerstag, 17. September

13.24 Uhr:

Hitze, Hitze, Hitze. Im September. Das kannte ich auch nicht. Bei über 35 Grad gehe ich in den Park neben dem Bahnhof, es ist ein Zwischenstopp für viele Flüchtlinge, die über Mazedonien nach Serbien kommen. Dort verbringen sie ein paar Tage, um dann gen Westen aufzubrechen. Der Park ist nicht so voll wie vor einigen Wochen. Die meisten verstecken sich vor der Hitze in den Zelten oder unter den Bäumen. Leere Wasserflaschen überall. Die gewaschenen Klamotten hängen auf den Parkzäunen.

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Kroatien – Liebe auf den zweiten Blick

Es war kurz nach den Balkankriegen als meine Familie und ich nach Zagreb gezogen sind. Wir lebten dort bis 2000, und am Ende war alles gut – ich habe Kroatien ins Herz geschlossen und ich fühle mich in Zagreb auch zuhause – aber es hat lange gedauert. Der Anfang war wirklich kein Spaß.

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Bis der Krieg uns scheidet

Von Basketball versteh‘ ich ehrlich gesagt nicht viel. Obwohl ich diese
Sportart in der Schule gerne gespielt habe. Hier der Beweis: Mein rechter kleiner Finger ist seit einem sehr umkämpften
Basketballspiel krumm. Ich hatte mich während des Spiels verletzt, dachte
erstmal, ach komm, der Finger ist doch nur angeschwollen, wird schon. Aber dann
– Tage später – musste ich feststellen, dass er doch noch gebrochen war. Die
Ärzte wollten ihn noch einmal brechen, um ihn zu richten. Ich sagte: Nein,
auf keinen Fall. Einmal reicht. Und vielleicht habe ich beim nächsten Spiel
Glück, dachte ich, und im Eifer des Gefechts rückt er von alleine an die
richtige Stelle. Das ist jetzt gut 15 Jahre her, mein Finger ist krumm
geblieben – als Beweis meiner glorreichen Basketballkarriere.

Wieso ich Euch diese Geschichte erzähle? Weil ich neulich wieder das Glück
hatte, etwas mit Basketball zu machen. Nicht zu spielen, das wäre bestimmt
nicht gut gegangen, aber Menschen zu treffen, für die Basketball ihr Leben war
– mehr noch: ihr Schicksal. In Belgrad habe ich den berühmten Vlade Divac
getroffen, einer der Goldenen Jungs der jugoslawischen Nationalmannschaft.
Wenige Tage später bin ich nach Zagreb gereist, wo ich die Mutter einer anderen
Basketballlegende treffen durfte – Biserka Petrovic, die Mutter von Drazen
Petrovic. Was die beiden Ausnahmespieler verbunden hat, und was sie am Ende
getrennt hat, das erzähle ich in dieser Reportage, die u.a. der DLF am 2. Juni 2013
gesendet und die Deutsche Welle am 10. Juni 2013 veröffentlicht hat.

Vlade und Drazen, Zagreb '89 (Foto: Drazen Petrovic Foundation)

Vlade und Drazen, Zagreb ’89 (Foto: Drazen Petrovic Foundation)

Zu Gast beim Balkanizer

Mittwoch, 21 Uhr, das Telefon klingelt: Mama bestimmt, dachte ich mir. Die hat ja heute gar nicht angerufen, und es vergeht selten ein Tag, wo meine Mama nicht anruft. Ich renne zum Telefon – DANKO RABRENOVIC. Nein, was will er jetzt von mir?

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Die Stempel-Sammlerin

Ach, mein geliebter Balkan, wie sehr ich dich verachte. Wegen dir musste ich viele sinnlose Stunden in schmutzigen Bussen verbringen, dort in der heißen und stickigen Luft baden, an Grenzkontrollen warten und den schlechten Musikgeschmack der Busfahrer ertragen. Wieso?

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Bei Genscher zuhause

Ein großes Jubiläum nahte: Es war der 20. Jahrestag der Unabhängigkeitserklärungen Kroatiens und Sloweniens. Am 25. Juni feiern die Kroaten ihren Staatsfeiertag. An vielen Häusern wird die kroatische Fahne gehisst, man wird patriotischer als sonst. Zumindest habe ich das so empfunden, als ich einige Jahre in Zagreb gelebt habe. Ich habe es also als meine Pflicht gesehen, etwas Großes aus dem Jubiläum zu machen: einen Artikel zu schreiben, ein Interview zu führen, einen … Genscher! Und so war die Idee geboren. Ich wollte unseren ehemaligen Außenminister treffen und mit ihm über dieses Jubiläum sprechen.

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Bloß den Workshop nicht verpassen

Misha Glenny gehört zu jener Sorte Journalisten, die ich total bewundere: Sie sprechen mehrere Sprachen (er u.a. Serbisch), sind sehr bodenständig und nicht hochnäsig (wie einige in unserer Branche, die eigentlich keinen Grund dafür haben), sie wissen, was sie erzählen und schreiben und lassen sich auf ein Gespräch mit Volontären wie mir ein.

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