Bis der Krieg uns scheidet

Von Basketball versteh‘ ich ehrlich gesagt nicht viel. Obwohl ich diese
Sportart in der Schule gerne gespielt habe. Hier der Beweis: Mein rechter kleiner Finger ist seit einem sehr umkämpften
Basketballspiel krumm. Ich hatte mich während des Spiels verletzt, dachte
erstmal, ach komm, der Finger ist doch nur angeschwollen, wird schon. Aber dann
– Tage später – musste ich feststellen, dass er doch noch gebrochen war. Die
Ärzte wollten ihn noch einmal brechen, um ihn zu richten. Ich sagte: Nein,
auf keinen Fall. Einmal reicht. Und vielleicht habe ich beim nächsten Spiel
Glück, dachte ich, und im Eifer des Gefechts rückt er von alleine an die
richtige Stelle. Das ist jetzt gut 15 Jahre her, mein Finger ist krumm
geblieben – als Beweis meiner glorreichen Basketballkarriere.

Wieso ich Euch diese Geschichte erzähle? Weil ich neulich wieder das Glück
hatte, etwas mit Basketball zu machen. Nicht zu spielen, das wäre bestimmt
nicht gut gegangen, aber Menschen zu treffen, für die Basketball ihr Leben war
– mehr noch: ihr Schicksal. In Belgrad habe ich den berühmten Vlade Divac
getroffen, einer der Goldenen Jungs der jugoslawischen Nationalmannschaft.
Wenige Tage später bin ich nach Zagreb gereist, wo ich die Mutter einer anderen
Basketballlegende treffen durfte – Biserka Petrovic, die Mutter von Drazen
Petrovic. Was die beiden Ausnahmespieler verbunden hat, und was sie am Ende
getrennt hat, das erzähle ich in dieser Reportage, die u.a. der DLF am 2. Juni 2013
gesendet und die Deutsche Welle am 10. Juni 2013 veröffentlicht hat.

Vlade und Drazen, Zagreb '89 (Foto: Drazen Petrovic Foundation)

Vlade und Drazen, Zagreb ’89 (Foto: Drazen Petrovic Foundation)

Tito und ich im Flugzeug

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Erst erzähl ich Euch die alte Geschichte und dann die neue – und dann was sie miteinander zu tun haben. Also es war Sommer 2008. Ich sollte im Rahmen einer EU-Veranstaltung nach Belgrad fliegen. Pure Freude! Die dauerte allerdings nur bis zum Flughafen in Wien. Wieso? Weil ich ein Flug-Schisser bin und mit dem serbischen schwarzen Humor nicht klar komme.

Wir mussten mit JAT Airways fliegen, also mit dem „Jugoslovenski Aerotransport“. Das Flugzeug – ein Relikt aus den glorreichen jugoslawischen Zeiten. Eine Propeller-Maschine, so klein, dass es nur Platz für 2 + 1 Personen pro Reihe gab. Der Einstieg in die Maschine: Ein Wippen, rechtes Bein hoch und schon ist man im Innenraum des Flugzeugs. Versteht Ihr? Keine Treppe, keine Stufen, nein! Die Maschine lag quasi auf dem Boden. Dann zeigte sich die ganze Pracht der serbischen „Aerotransport“-Industrie – Sitzbezug aus genähtem, weichem, orangefarbenem Stoff, der leicht muffig roch. Ich hab mich hingesetzt – und vergebens nach einem Gurt gesucht. Ich wechselte den Platz, da hatte ich mehr Glück.

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Klein-Balkan im 20. Wiener-Bezirk

Urlaub. Nur sechs Tage – aber immerhin, besser als gar nichts. Ich habe meine Eltern in Wien besucht, vor einiger Zeit sind sie umgezogen – vom Naschmarkt (Zentrum) in den entfernten 20. Bezirk. Eigentlich keine schlechte Gegend. Die Donau ist um die Ecke, mit einer schönen Uferpromenade. Gegenüber der Wohnung gibt es zwei große Spielplätze – für meinen 15-Monate alten Sohn der Himmel auf Erden. Also packten wir am nächsten Morgen Schaufel und Fußball und fuhren mit dem neuen Dreirad zum Spielen. Ich war grad von meiner Bosnienreise zurückgekehrt, aber so richtig sicher war ich mir dann doch nicht. Denn die Amtssprache auf dem Spielplatz war Balkanesisch. Ich weiß schon, dass viele aus dem ehemaligen Jugoslawien in Wien leben, aber ich wusste nicht, dass die Österreicher vom Aussterben bedroht sind. Zumindest im 20. Bezirk.

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Bei Genscher zuhause

Ein großes Jubiläum nahte: Es war der 20. Jahrestag der Unabhängigkeitserklärungen Kroatiens und Sloweniens. Am 25. Juni feiern die Kroaten ihren Staatsfeiertag. An vielen Häusern wird die kroatische Fahne gehisst, man wird patriotischer als sonst. Zumindest habe ich das so empfunden, als ich einige Jahre in Zagreb gelebt habe. Ich habe es also als meine Pflicht gesehen, etwas Großes aus dem Jubiläum zu machen: einen Artikel zu schreiben, ein Interview zu führen, einen … Genscher! Und so war die Idee geboren. Ich wollte unseren ehemaligen Außenminister treffen und mit ihm über dieses Jubiläum sprechen.

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Im Gedenken an Franjo Tuđman

Es war ein kalter Freitag als gegen Mittag der Tod des ersten demokratisch gewählten kroatischen Präsidenten verkündet wurde. Eigentlich war das keine große Überraschung, denn er lag schon seit Tagen in der Klinik im Zagreber Stadtteil Dubrava. Vor genau 9 Jahren, am 10.12.1999, ist der Vater der kroatischen Unabhängigkeit im Alter von 77 Jahren gestorben. Wer war er?

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