Archiv der Kategorie: Kosovo
Gefühlsausbruch
Je öfter und je länger man auf dem Balkan ist, desto schwerer fallen einem die Abschiede. Da dieses Blog aber nicht für viele Gefühle gedacht ist, mache ich diesen auf einem Portal Luft, das eine Kollegin aus Republika Srpska vor wenigen Wochen ins Leben gerufen hat. Wenn ihr also „serbisch-kroatisch-bosnisch-montenegrinisch“ sprecht und die Gefühlsausbrüche von fünf Journalistinnen, die sonst Tag für Tag über harte Fakten berichten, ertragen könnt, klickt hier. Und meinen ersten Beitrag „TAMO GDJE ŽIVI DUŠA“ könnt ihr da auch lesen.
Im Schatten des Fußballs
13. Mai 1990, Stadion Maksimir in Zagreb – die Situation eskaliert, alles gerät außer Kontrolle. Serbische und kroatische Fans und Fußballspieler liefern sich schon vor dem Spiel einen heftigen Schlagabtausch. Ein Vorbote des Krieges, der ein Jahr später ausbrechen soll.
Ähnliche Szene fast 25 Jahre später: Die Gemüter der Fußballfans sind immer noch nicht besänftigt, der Balkan-Konflikt brodelt immer noch unter der Oberfläche. Am 14. Oktober 2014 flog während der ersten Hälfte des EM-Qualifikationsspiels Albanien gegen Serbien eine Drohne über das Spielfeld. An der Drohne hängend eine schwarz-rote Flagge, die die Konturen von Großalbanien aufzeichnet – einem Wunschstaat, der alle Territorien umfasst, wo Albaner leben – also auch Kosovo, Südserbien, Mazedonien etc. Außerdem die Konterfeis zweier albanischer Nationalhelden, die für die Unabhängigkeit des Landes gekämpft haben. Mehr Provokation und Chauvinismus geht nicht. Mehr Dummheit auch nicht.
Kosovo – das Kulturgetto Europas
Hier die Links zum nachhören und -lesen:
Auf dem Rücksitz
Wenn Du etwas über die Menschen in Prishtina erfahren möchtest, dann fahre einfach ein paar mal mit dem Taxi um die Stadt (kostet echt nicht viel). Immer mit einem anderen Taxi natürlich. Am Ende erfährt man mehr als bei jedem Gespräch mit einem Politiker oder NGO-Vertreter.
„Brutaler Sarkasmus gegen eine brutale Politik“
Ganze Medienimperien haben sich einflussreiche Wirtschaftsbosse auf dem Balkan
aufgebaut – sie steuern die Meinung im Land, untergraben die Pressefreiheit,
kontrollieren den Geist. Wenige Journalisten trauen sich, gegen diese gelenkte
Medienlandschaft das Wort zu erheben. Und wer es dennoch wagt, setzt einiges
aufs Spiel – nicht zuletzt sein eigenes Leben. Ich durfte in Belgrad eine
dieser seltenen Spezies Journalisten treffen, die diesen schwierigen Weg
gewählt hat. Sein Name – Tomislav Markovic.
Die Stempel-Sammlerin
Ach, mein geliebter Balkan, wie sehr ich dich verachte. Wegen dir musste ich viele sinnlose Stunden in schmutzigen Bussen verbringen, dort in der heißen und stickigen Luft baden, an Grenzkontrollen warten und den schlechten Musikgeschmack der Busfahrer ertragen. Wieso?
Kosovo under construction
Dass sich Kosovo, das gerade mal vor 4 Jahren seine Unabhängigkeit erklärt hat, im Aufbau befindet, das wusste ich schon. Vor allem politisch, dachte ich. Falsch. Politisch passiert hier rein gar nichts, bzw. nichts Sinnvolles. Aber dafür werden in ganz Prishtina Straßen gebaut, öffentliche Plätze erweitert, neue Wohnkomplexe errichtet, alte renoviert, kanalisiert etc. Ich habe darüber am Tag nach meiner Ankunft getwittert
und Fotos versprochen – aber ich denke, das spricht „lauter“ für sich:
Stiller Abschied von Serbien
Gracanica – nur 10 Kilometer von Pristhina entfernt. Dorthin sind viele Serben
nach dem Kosovo Krieg umgezogen, die früher in Prishtina gelebt haben. Die
Stadt platzt aus allen Nähten. Eine einzige Hauptstraße führt durch die kleine
Stadt, es gibt Staus zu jeder Uhrzeit. Der Markt musste der Enge weichen und
hat sich direkt an der Seite der Hauptstraße breit gemacht. Für Tische gibt es
keinen Platz, alles liegt in Säcken auf dem Boden. Ein Besuch in Gracanica.
Serbien vor der Wahl
Was für ein Wahlmarathon – die Serben müssen bald ein Parlament, einen Präsidenten und lokale Politiker wählen. Viele Wahlzettel wurden schon gedruckt. So viele, dass sogar vier Serben vergangene Woche illegal Wahlzettel nach Kosovo transportiert haben. Die Wahlhelfer wurden gefasst, aber die Debatte, ob Serbien auch im Norden Kosovos Wahlen veranstalten darf, ist damit nur noch mehr angefacht worden.